Weit verbreitet – und oft mit Auswirkungen auf Augen und Sehvermögen
Je früher wir Veränderungen erkennen, umso mehr lässt sich tun!
Diabetes Mellitus – oft noch „Zuckerkrankheit“ genannt – ist eine Volkskrankheit, die weltweit viele Millionen Menschen betrifft. Wir unterscheiden zwischen dem mit Insulin behandelbaren Typ 1 und dem – sich extrem verbreitenden – Typ 2, der durch unseren modernen Lebensstil gefördert wird. Sowohl Typ-1- als auch Typ-2-Diabetes sind krankhafte Störungen des Zuckerstoffwechsels mit einem dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel als Folge. In den allermeisten Fällen spielt krankhaftes Übergewicht beim Entstehen der Krankheit.
Gerade für das Auge stellt Diabetes eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar. Zu den typischen, häufigen Folgeerkrankungen zählt die Schädigung kleiner, für die Augen lebensnotwendiger Blutgefäße. Ohne Therapie bzw. eine konsequente Änderung der Lebensgewohnheiten riskieren Betroffene schwere Augenschäden bis hin zur Erblindung.
Meist trifft es die empfindliche Netzhaut – die Retina. Sie kann ihre Funktion nicht mehr richtig erfüllen, weil sie nicht mehr ausreichend Sauerstoff erhält und Ablagerungen entstehen. In der Folge wird das gute, klare Sehen immer schwerer. Als häufigste Folgekrankheiten treten die diabetische Retinopathie/Makulapathie und das diabetisches Makulaödem (DMÖ) auf.
Die Symptome
Zu einer der häufigsten Folgekrankheiten zählt die diabetische Retinopathie – also eine Krankheit, welche die Retina, die Netzhaut, betrifft. Dabei unterscheiden wir zwischen der nicht-proliferativen (nicht-wuchernden) und der proliferativen (wuchernden) Retinopathie.
Bei der nicht-wuchernden Retinopathie sind anfangs oft keine oder nur wenige Symptome zu bemerken. Allerdings kann eine gründliche augenärztliche Untersuchung die verräterischen kleinen und kleinsten Veränderungen an den Gefäßen – zum Beispiel Blutungen an der Netzhaut aufdecken. Bei der wuchernden Retinopathie bildet der Körper als (wirkungslose) Strategie gegen die Unterversorgung zusätzliche, neue Blutgefäße, die sich jedoch unkontrolliert ausbreiten. Diese Fremdkörper können die Netzhaut so weit schädigen, dass eine Erblindung droht. Eine häufige Folge der neuen Blutgefäße sind Einblutungen in den Glaskörper, die das Sehen verschlechtern. Weitere Symptome sind oft erst in späteren Stadien bemerkbar. Als erste Anzeichen gelten verschwommenes oder unscharfes Sehen, später sehen Betroffene dunkle Flecken oder rote Schleier in ihrem Gesichtsfeld. Einblutungen in den Glaskörper gehen oft mit plötzlich auftretenden schwarzen Punkten – wie kleine Mücken – einher.
Vorsorge und Früherkennung
Zur Vorsorge bei Diabetes Mellitus zählt nicht zuletzt, die eigenen Risikofaktoren wie bauchbetontes Übergewicht, Bewegungsmangel, Stress, erhöhte Blutzucker- und Triglyzeridwerte, zu wenig HDL-Cholesterin oder erhöhten Blutdruck über 130/85 zu kennen. Gesunde Ernährung, ein wirklich kritischer Umgang mit dem eigenen Gewicht und regelmäßige Bewegung kann Diabetes verhindern – und sogar zurückdrängen.
Bei einer gründlichen Untersuchung können wir auch kleine Veränderungen erkennen. Als wichtigsten Check führen wir die schmerzfreie Opthalmoskopie durch: Hierbei schauen wir uns ganz genau den Augenhintergrund an. So lassen sich Veränderungen an Blutgefäßen, Ablagerungen oder Blutungen aufspüren. Die Untersuchung ist schnell, nur die meist notwendige Pupillenweitung durch Augentropfen kann kurz etwas stören. Im Anschluss darf einige Stunden lang kein Fahrrad oder Auto gefahren werden.
Mit der modernen, völlig schmerzfreien optischen Kohärenztomografie („OCT“) können wir sehr detailliert zeigen, wie gesund die Netzhautschichten wirklich sind. Dieses derzeit modernste Verfahren der Augendiagnostik bietet aktuell die schnellsten und genauesten Ergebnisse. Erkennen wir eine Schädigung, führen wir als weitergehende Untersuchung eine Fluoreszenzangiografie durch. Dabei macht ein gelber Farbstoff die Netzhautgefäße im Detail sichtbar.
Behandlungsmethoden
Der erste Schritt zu einer möglichst wirksamen Therapie ist die optimale Einstellung von Blutzucker-, Blutfett- und Blutdruckwerten – und oft eine Umstellung der Ernährung. Auch ein konsequenter Verzicht auf das Rauchen ist unverzichtbar. Als wichtigste Behandlungsform beim diabetischen Makula-Ödem setzen wir VEGF-Hemmer ein, die direkt dem unkontrollierten Wachstum kranker Gefäße entgegenwirken. Die Wirkstofflösung mit den VEGF-Hemmern wird unter leichter örtlicher Betäubung präzise in den Glaskörper injiziert. Das „IVOM“ genannte Verfahren verhindert das Entstehen neuer Ödeme und Wucherungen, und einige schon entstandene Schäden können zurückgehen. Wo es sinnvoll ist, arbeiten wir auch mit der Lasertherapie an den Rändern der Netzhaut. Kortisonbehandlungen spielen bei uns heute eher eine Nebenrolle.
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